hitler mag keinen alkohol
oder warum ich einen scheiss muss
kapitel 2eigentlich sollte sich kapitel 2 um eine meiner lieblings autor*innen drehen, doch wie es der zufall so will, hatte ich zeit ein anderes buch zu lesen. dieser post ist eine persönliche angelegenheit. dieses buch hat mir lachkrämpfe beschert und mich über das leben nachdenken lassen.
sean brummel aka tommy jaud, bekannt von seinem buch vollidiot, das man nicht mögen oder gut finden muss, das aber verfilmt wurde, schreibt in einen scheiss muss ich. das manifest gegen das schlechte gewissen eine ratgeber parodie (ich wollte wirklich zuerst poesie schreiben) nach kalifornischem vorbild. klingt erstmal absurd und auch ein wenig lächerlich. doch der kern liegt wo anders.
das cover sieht wie eine anleitung zum selber machen aus |
um das buch lesen zu können oder zu dürfen, muss man sich mit den nutzungsbedingungen einverstanden erklären. die besagen grob, dass jeglicher schaden, den man nach oder während des lesens dieses buches bekommt, selbstverschuldet ist, sowohl finanziell, gesundheitlich als auch emotional und körperlich. insofern wird man bereits auf seite drei der taschenbuchausgabe darauf hingewiesen, dass der inhalt vor allen dingen der unterhaltung dient. so weit, so gut.
es gibt 86 quellenangaben und der inhalt ist in die großen lebensbereiche unterteilt, in denen man sachen machen muss. sprich; gesundheit, erfolg, freizeit etc. kurz zusammen gefasst, bespricht der autor, dass man nichts muss; keinen sport treiben, keine veganen steaks esse, keinen alkohol trinken, keine familie gründen und nicht jedes jahr befördert werden. die analogie, die er zu beginn nutzt, beschreibt es ganz gut. es ist immer bequemer nicht auf dem siegertreppchen zu stehen. immer der beste zu sein und auch zu bleiben, egal, in welchem (lebens)bereich, ist wahnsinnig anstrengend. denn auch der viert- oder fünftplatzierte hat genug vorzuweisen ohne unter permanentem leistungsdruck zu stehen.
doch warum bin ich der meinung, dass das buch so relevant ist, dass ich öffentlich meinen senf dazugebe? denn schließlich ist es eine nicht ernstzunehmende parodie.
die antwort ist eigentlich ganz simpel. auch wenn man vermutlich wirklich zu großem schaden kommt, sollte man sich an die regeln dieses buches halten, so hat der autor in gewissem maße recht. es gibt so unendlich viel, was wir machen müssen bzw. wo wir der meinung sind, dass wir es machen müssen. selbstverständlich ist mir klar, dass man geld verdienen muss, dass man beziehungen pflegen muss, dass es nicht schadet, salat zu essen usw. und mir ist auch klar, dass ich wahnsinnig privilegiert bin, wenn ich mich so dazu äußere.
es gibt viele dinge, die man machen muss, die sowas wie lebensnotwendig sind, aber es gibt noch mehr dinge, von denen wir denken, dass sie lebensnotwendig sind. meiner meinung nach sagt das buch weniger aus, dass man nur noch das machen sollte, worauf man lust und woran man spaß hat, sondern viel mehr ist es ein detox-ratgeber (ich stecke so tief in der suche des lebens, das ich ihn echt überall finde), der. man sollte mehr darüber nachdenken, was man wirklich braucht im leben, denn wollen ist nicht gleich brauchen. es ist ein appell an den verzicht. verzicht auf verhaltensweisen, dinge, lebensarten (ich konnte mir lifestyle gerade so verkneifen), die uns unglücklich machen. und auch an die akzeptanz, dass man nicht immer noch mehr bringen muss.
nebenbei bemerkt, ist das buch wirklich unglaublich komisch (nicht auf die intelligente art, aber sonst würde ich auch nicht lachen) und an manchen stellen ein wenig gemein. man muss nicht immer die belletristik oder das neue sachbuch oder greichische philosophie oder so genannte klassiker lesen.
fakt ist; einen scheiss muss ich. und das sollte man sich hin und wieder zu herzen nehmen.
in dem sinne,
over and out.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen