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oder warum tarantino einen knaller landete.

kapitel 1

margot robbie als sharon tate

mit once upon a time in hollywood hat quentin tarantino den vorletzten seiner versprochenen filme vollendet. eine hommage an hollywoods vergangene zeiten.
angeblich vier wochen im schnittraum aufgrund von zu viel filmmaterial (hoffen wir mal noch auf eine mindestens vierstündige fassung in naher zunkunft) um pünktlich für die filmfestspiele in cannes fertig zu werden.
stand schon zu beginn in der kritik aufgrund des geplanten starttermins zu sharon tates todestag am neunten august.

doch was haben wir überhaupt vor uns?
einen soliden brad als stuntman cliff, einen überragenden leo als selbstzweifelnder schauspieler rick, eine schwebende margot als sharon.

was erwarten wir?
blut und gewalt. aufgrund der deutschen fsk achtzehn vielleicht auch brüste. einen cameo-auftritt von q. tarantino selbst, aber auf jeden fall einen charles manson.

was bekommen wir?
ein dauerhaft anhaltendes schlechtes gefühl in der magengrube, in ständiger erwartung einer tragödie, doch zum ende eine versöhnung. und einen sagenhaften soundtrack.

damon herrimon als charles manson


auf einem eins bis zehn ranking schafft der film für mich eine acht komma fünf. was vermutlich eine gefühlssache ist. doch in worte gefasst, geht es darum, dass q. tarantino es schafft, zwei stunden vierzig sich kurz anfühlen zu lassen. faktisch betrachtet, gibt es kaum was zu sehen, doch er hält uns oben auf der spannungskurve bis wir uns vor dem freien fall regelrecht fürchten.
wir beobachten rick dabei, wie er mit zukunftsängsten zu kämpfen hat, cliff bei seinem flirt mit hippie-mädchen pussycat und sharon bei ihrem federleichten leben. während dieses einerseits seltsam deplatziert wirkt, in uns jedoch zugleich das miese, aber schwer benennbare gefühl auslöst, so stellen sich unsere nackenhaare förmlich auf, als cliff die spahn-ranch betritt. denn auch wenn die hippies dieser kommune sich nur feindselig im hintergrund halten, reicht schon die tatsache, dass "charlie" hier eigentlich zu hause ist. dass cliff es hier lebend rausschafft, grenzt nahezu an ein wunder. so begleiten wir diese drei personen weiter und weiter und je näher der neunte august rückt, desto weiter breitet sich das schlechte gefühl in der magengrube aus.
das ende der ära von rick und cliff im doppelpack bereitet auch das ende des films. wir bekommen endlich gewalt, wahnsinn und blut, doch nach dem sturm stimmt irgendetwas immer noch nicht. auch wenn die drei mitglieder der kommune tot sind, cliff und rick sowie seine tolle italienische frau überlebt haben und rick endlich von sharon ins haus eingeladen wird, trauen wir der ruhe nicht, bis der abspann uns erlöst. eine mischung aus fassungslosigkeit, verwirrung und erleichterung macht sich bereit und tatsächlich auch ein wenig enttäuschung, nachdem damon herriman als charles manson nur einen cameo-auftritt hatte. doch schlussendlich ist dieser film überragend, weil er nervenzerreissend spannend ist, ohne es faktisch zu sein. das ende ist eine versöhnung. und wirft die frage nach dem berühmten "was wäre, wenn?" auf.
was wäre gewesen, wenn rick nicht die hippies der manson-family in ihrem schrottigen auto beleidigt hätte?

q. tarantino beweist, wie nah realität und fiktion manchmal beieinander liegen. er spielt damit, dass es nur kleine dinge sind, die so etwas wie ein schicksal beeinflussen. das ist zwar nicht wirklich relevant, doch darüber funktioniert sein spannungsaufbau und der film an sich, welcher nahezu ohne der sonst bekannten und schonungslosen brutalität auskommt. der erste gedanke, der mir persönlich durch den kopf geschossen ist, als der abspann einsetzte, fragte sich, ob q. tarantino weich geworden ist. doch ich schwebe in meiner blase und versuche zu differenzieren. meine beurteilung erfolgt somit schlicht und ergreifend über die wirkung seines films. sowohl das setting, als auch die farbigkeit spiegelt detailgetreu wider, wie sich das (mittel)alte hollywood in unseren gedanken gebiert. das grandiose halten des spannungsbogens und die detailversessenheit markieren einen meilenstein.
die einzige frage, die sich mir noch stellt; funktioniert der film auch bei einem wiedersehen?
 

brad pitt als cliff booth und leonardo di caprio als rick dalton

fortsetzung folgt-
over and out.

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