I DID MY WAITING! I WAITED SIX YEARS!
oder warum der frozen-hype berechtigt ist
kapitel 4um nicht vollkommen überschwänglich meine meinung zu äußern, mussten ein paar tage ins land ziehen, bevor ich diesem film einigermaßen neutral ins auge blicken kann. und ja, es geht um die fortsetzung von disneys frozen 2 (dt. die eiskönigin 2). sechs jahre lang wurden fans auf die folter gespannt, nachdem um weihnachten rum im jahr 2013 der erste film herauskam. sechs jahre lang hielt der hype an, nicht nur kleine jungs* und mädchen*, sondern auch große jungs* und mädchen* waren anna und elsa hoffnungslos verfallen. und nun endlich, endlich die erlösung.
was haben wir erwartet? viele details, einen süßen und witzigen olaf, einen song mindestens so gut wie let it go, vielleicht ein bisschen weniger als im ersten teil, weil der wirklich schon toll war.
und was bekommen wir? die volle ladung!
im vergleich zum vorgänger, in den schon viel liebe zum detail gesteckt wurde, setzt frozen 2 noch einen drauf. die animationstechnische entwicklung ist nicht zu übersehen; klar liegen sechs jahre dazwischen, doch die kleinigkeiten, wie kostüm-details und die beinahe realistische umsetzung der natur sind einfach ein großer augenmerk. zudem ist farbwahl wirklich atemberaubend. die wunderbaren herbsttöne, die gleichzeitig die farbskala von anna widerspiegeln, stehen ausbalanciert zu den kühlen schnee- und eistönen, die unvergleichlich elsa markieren. neben dem sehr schön ausgefeilten setting gibt es auch eine weit entwickelte, detaillierte handlung, die schlüssig aufgelöst wird und vollkommen ohne das für uns gewohnte dualistische prinzip auskommt. das heißt, wir haben nicht die klassische gegenüberstellung von protagonist und antagonist, stattdessen bekommen wir einen konflikt, der aus der vergangenheit herausbesteht und sich nicht nur um anna und elsa dreht wie in teil eins, sondern ganz arendelle und den neu eingeführten stamm der northuldra betrifft. wirklich gekonnt wird auch aufgeklärt, woher elsas magie stammt und dass sie nicht die einzige mit solchen kräften ist, dafür aber einzigartig. erwähnt werden sollte auch der sensible umgang mit den themen rund um familienkonflikte. durch die generationenübergreifung wird ein klassisches phantom (nach abraham und torok, zwei psychoanalysten) für elsa geschaffen, das sie beeinflusst ohne zu wissen warum, von dem sie sich allerdings auch selbst befreien kann.
auch wenn elsa wie bisher gehabt den großen fokus im film auf sich zieht, so kann man bei anna dennoch einen großen schritt in ihrer figurenentwicklung festmachen. durch ihre naivität, ihre begeisterung und die fähigkeit, in allen menschen etwas gutes zu sehen, wird zu einer frau des volkes, was der handlungsausgang schlussendlich auch honoriert. bereits in teil eins wurde frozen dafür gelobt starke frauenfiguren zu schaffen, doch teil zwei etabliert und stärkt die position der beiden schwestern noch.
den zwei starken frauen nebengestellt, haben wir christoph. christoph mit seinem herzallerliebsten rentier sven. so stark anna und elsa sind, so "schwach" ist christoph. doch nicht im negativen sinne, sondern schlicht und ergreifend im kampf gegen toxische männlichkeit. auch wenn er optisch wohl dem klassischen schönheitsideal eines mannes, das bereits seit der antike weitergereicht wird, entspricht, so spricht christoph nicht nur permanent mit sven ohne dafür als verrückt erklärt zu werden, sondern auch offen über seine gefühle. er bekommt sogar einen eigenen song. eine gefühlvolle ballade, die wunderbar im stil eines grässlichen 80er jahre musikvideos in den film integriert wird. wichtig zu erwähnen ist das vor allem, weil der film die zurschaustellung und offene äußerung der gefühlswelt von männern (die sich im übrigen kaum von der weiblichen gefühlswelt unterscheidet) normalisiert.
persönlich hatte ich noch auf #giveelsaagirlfriend gehofft, doch daher sich der film wohl auch weltweit verkaufen lassen soll, wurde das wohl reduziert. auch wenn die nähe zwischen honeymaren aus dem stamm der northuldra und elsa spekulationen zulässt.
und neben all diesen wunderbaren dingen ist der film auch noch sehr witzig. ein humor, der sehr kindgerecht ist, ohne zu simpel oder platt zu wirken. olaf ist natürlich der witze-held schlechthin.
was haben wir zu meckern? trotz des toll ausgetüftelten plots, wird sich nicht komplett an den leitspruch show, don't tell gehalten. verbale auflösung von konflikten ist nie das gelbe vom ei, gerade wenn so viel in das setting und den handlungsverlauf gesteckt werden.
und das fazit? selbst wenn man alles hasst, ist der film etwas für das auge. man kann nicht unberührt aus diesem film gehen. frozen 2 ist eine absolute empfehlung für alle, weil er eine riesige entwicklung in jeglicher hinsicht durchgemacht hat. für mich persönlich ist es definitv der beste film des letzten jahrzehnts (und ich hab wirklich lange darüber nachgedacht.)
und sonst noch? der soundtrack ist wirklich fabelhaft. statt einem lied, das let it go das wasser reichen kann, kriegen wir mindestens drei songs, die das leicht schaffen. und wollen wir nicht alle insgeheim idina menzel sein?
over and out.
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